Donko, Wilhelm

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Donko, Wilhelm
Die Kaiserlich Japanische Kriegsmarine im Mittelmeer 1917-1919
Verlag epubli GmbH- Verlagsgruppe Holtzbrinck, Berlin März 2014
ISBN: 978-3-8442-9714-1, 11,00 €

Der österreichische Diplomat Wilhelm Donko, war u.a. Botschafter des Landes in Seoul und Manila, der sich seit langen eine Namen als Verfasser marinegeschichtlicher Untersuchungen, zumeist zur k.u.k. österreichisch-ungarischen Kriegsmarine, gemacht hat, veröffentlich im März 2014 einen Sonderdruck zur Präsenz japanischer Kriegsschiffe im Mittelmeer 1917-1919, als Auszug aus seinem Buch „Japan im Krieg gegen Österreich-Ungarn 1914-1918“.

Der Sonderdruck umfasst 120 Seiten, davon 89 Seiten Text mit 6 Seiten Einleitung, dazu 13 Seiten Anhang und 104 Bilder. Donko macht insgesamt 41 Literaturangaben und nennt 6 Dissertationen/ Diplomarbeiten, was eine umfangreiche Recherche dokumentiert. Der Text liest sich leicht und verständlich, gelegentlich gibt es einige kleinere Wiederholungen von bereits an anderen Stellen erfolgten Darstellungen. Hervorzuheben gilt es die gelungene Zusammenstellung von faktischer Darstellung, über eingeflochtene Aussagen von Zeitzeugen, bis hin zu vielen Zitaten aus immer angegebener Literatur und Quellen, dazu viele, oft noch nie gesehene Bilder.

Donko schildert den Einsatz von insgesamt 14 japanischen Zerstörern, 3 Kreuzern und weiteren Hilfsschiffen von April 1917 bis Kriegsende 1918 unter Abstützung auf Malta im Mittelmeer, sowie die Monate nach Ende des Krieges, sowohl im Mittelmeer als auch in Großbritannien, bis zum Sommer 1919 mit der Rückverlegung der letzten Einheiten nach Japan. Die japanischen Einheiten führten in Abstimmung vor allem mit der Royal Navy 348 Sicherungsfahrten zur Begleitung von insgesamt 788 Schiffen durch, darunter für Truppentransporter mit rund 70.000 Mann an Bord. Interessant dabei in Donkos Auflistungen, dass es bei diesen Einsätzen insgesamt 36 Verfolgungen von deutschen und österreichisch-ungarischen U-Booten gegeben hat. Ausführlicher dann Donkos Schilderungen, wie der Zerstörer Sakaki am 11.06.1917 nördlich Kreta als einziges Schiff des japanischen Verbandes durch das k.u.k. U-Boot U 27 schwer beschädigt wird, wobei 59 japanische Marinesoldaten der Tod fanden. Donko erwähnt auch das deutsche U-Boot SM U 63 und dessen erfolgreichen Angriff auf den durch japanischen Zerstörer begleiteten britischen Truppentransporter Transsylvania, bei dem die japanischen Schiffe immerhin 2.500 der 3.000 an Bord des Truppentransporters befindlichen Soldaten retten konnten.

Der Verfasser erinnert daran, dass Japan seit 23.08.1914 Kriegsgegner der Deutschen Kaiserreiches war, wobei die Eroberung des deutschen Pachtgebietes Kiautschou mit der Hauptstadt Tsingtau im November 1914 die bis dahin einzige direkte Konfrontation mit deutschen Truppen war, bis dann 1917 die japanischen Kriegsschiffe im Mittelmeer erschienen. Mit diesem relativ überschaubaren, politisch aber geschickt plazierten Beitrag wurde Japan schließlich einer der 5 Siegermächte des Ersten Weltkrieges und erhielt bei den Waffenstillstandverhandlungen schließlich u.a. 7 deutsche U-Boote als Kriegsbeute zugesprochen. Mit diesen, leider nur selten genannten Zusammenhängen bringt uns Donko ein weiteres Mal die wichtige Rolle von Seestreitkräften in Erinnerung, die zwar manchmal zahlenmäßig nur klein sein mögen, aber immer enorme politische Wirkungen erzielen können. Donko listet uns auch die 27 japanischen Handelsschiffe mit insgesamt rund 111.000 BRT Tonnage auf, die zwischen 1915 und 19181 durch deutsche U-Boote versenkt worden sind.

Von der Zielsetzung des Buches her zwar zu verstehen, nämlich Konzentration auf die Marinegeschichte Österreich-Ungarns, wird aus Sicht eines an deutscher U-Bootgeschichte Interessierten das seemännisch so bemerkenswerte letzte Kapitel des Europa-Einsatzes Japans nach Ende des Ersten Weltkrieges leider nur angerissen, nämlich die monatelange Überführung zwischen März und Juni 1919 von 7 deutschen U-Booten als Kriegsbeute von Großbritannien nach Japan. Es hätte die so hilfreichen Zusammenstellungen von Donkos Buch in ihrem Wert sicherlich noch weiter verbessert, wenn er die Arbeit von Göthling, Wolfgang/ Lörscher, Oliver/ Schnetzke, Simon aus dem April 2012 „Ausgeliefert – Die deutschen U-Boote 1918-1920 und ihr Verbleib, eine Dokumentation“ genutzt hätte. Dieses Kapitel der deutschen U-Bootgeschichte wartet also weiter auf eine umfangreichere Untersuchung, wofür Donkos erste Angaben und Göthlings/ Lörschers/ Schnetzkes Zusammenstellungen sicherlich ein gute Grundlage liefern würden, zumal Donko offenbar auf viele japanische Quellen zurückgreifen kann.

Fazit:

Wilhelm Donko hat mit diesem Sonderdruck eine sehr gute, übersichtlich zusammengestellte und hervorragend recherchierte Darstellung zu einem in seinen Dimensionen nur kleineren Ereignis im Krieg zur See 1914-1918 geliefert, das aber große politische Dimensionen hatte und für viele marinegeschichtlich Interessierte neue Erkenntnisse bringt. Das Büchlein kann nur empfohlen werden.

Verfasser: Peter Monte am 14.05.2014